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„Eine attraktive Branche“

Christian Kienzle

Im vergangenen Herbst wurde Christian Kienzle als Vorsitzender des Fachverbandes Fluidtechnik wiedergewählt. ke NEXT sprach mit ihm über seine Sicht auf die Fluidbranche sowie über die Zukunftsaussichten von Hydraulik und Pneumatik.

Sprechen wir über Industrie 4.0: Ist dieses Buzzword auch bei Ihnen im VDMA, im Fachverband Fluidtechnik ein Thema?

Klar. Das ist ein sehr, sehr entscheidendes Thema, auch für uns. Wie stellt sich unsere Branche dem Konzept Industrie 4.0 als Zulieferindustrie? Bei der Systemauslegung wird die Sensorik als Datenermittler und die Elektronik als Grundlage für die Festlegung von Algorithmen in den Steuerungen der Systeme eine immer wichtigere Rolle in Pneumatik und Hydraulik spielen. Wir werden Daten ermitteln, um Systeme zu steuern oder diese sich sogar selbst steuern zu lassen. Wir wollen ständig über die Funktionsweise von Komponenten und Systemen informiert sein. Es geht darum, als Fluid-Technologie zukunftsfähig zu bleiben, aber darüber hinaus auch darum, unsere Industrie als attraktive Industrie darzustellen.

Warum das?

Das ist sehr wichtig, weil es auch um das Thema Nachwuchs geht. Wir wollen versuchen, nicht nur die Kontakte zu den Universitäten zu pflegen und weiter auszubauen. Wir wollen auch die entsprechenden Fachhochschulen stärker ansprechen, die vielleicht in der letzten Zeit ein bisschen vernachlässigt worden sind. Es ist mir wichtig, dass wir unsere Industrie als eine attraktive Industrie darstellen können. Manche Leute sagen, die Industrie soll für die jungen Leute „sexy“ sein. Und da haben wir manchmal schon ein bisschen Probleme, das in der klassischen alten Hydraulik darzustellen.

Was macht der Fachverband Fluidtechnik in diesem Bereich?

Ganz wesentlich ist es, den Forschungsfonds Fluidtechnik weiter auszubauen. Das war schon, als ich zum ersten Mal gewählt wurde, mein Hauptziel. Ich glaube, da haben wir sehr, sehr gute Arbeit geleistet. Der Forschungsfonds ist mittlerweile fast selbsttragend, und es ist einfach schön zu sehen, wie mittlerweile die vielen Projekte an den verschiedenen Universitäten untergebracht werden können. Damit geben wir den Instituten an unseren Universitäten die Möglichkeit, attraktive Bedingungen zu haben. Studenten und Doktoranten können in ihren Instituten an bestimmten Projekten in vorwettbewerblicher Forschung arbeiten und dabei sehen, wie die fluidtechnischen Komponenten in Systeme gehen und wie diese Systeme dann in kompletten Maschinen wirken – sowohl in der Mobilhydraulik als auch in der Stationärhydraulik.

Was sehen Sie denn als Zukunftsfeld für die Hydraulik?

Die Hybridisierung. Das klingt ein wenig verwerflich für einen Vorsitzenden der Fluidtechnik. Wir sehen eben, dass die Fluidtechnik ihre Stärken hat, aber auch ihre Kanten – wie übrigens andere Technologien auch. Die Fluidtechnik wird in Zeiten von Industrie 4.0 in veränderter Form eine wichtige Rolle spielen. Und darauf müssen wir uns rechtzeitig einstellen. Also sollten wir die Hybridtechnologien aktiv begleiten und interessant machen.

Lassen Sie uns einen Blick auf die Fluidbranche insgesamt werfen. Wie schätzen Sie die aktuelle Situation ein?

Es ist auf jeden Fall zwiespältig. Auf der einen Seite haben wir die Pneumatik, der es momentan sehr gut geht, die in 2014 mit rund neun Prozent gewachsen ist. Es wird offensichtlich investiert in den Unternehmen, hauptsächlich in die Automatisierung, was dem Gedanken der Industrie 4.0 ja durchaus entspricht. Die Hydraulik dagegen hat Absatzmärkte, die momentan gar nicht gut aussehen. Da sind die deflatorischen Effekte, die wir im Rohstoffbereich haben. Es werden Minen geschlossen, um die Preise zu halten. Öl ist derzeit auch sehr preiswert und animiert nicht unbedingt, noch weitere Ölbohrinseln aufzubauen. China ist im Tunnelbau, Mining oder Baugewerbe nicht mehr so stark, es herrscht dort eine massive Überkapazität bei den Baumaschinen-Herstellern. Da kann man nicht sehr viel erwarten, auch wenn die chinesische Regierung jetzt die Zinsen gesenkt hat und neue Großprojekte starten möchte.

Wie sieht es denn in der Landtechnik aus?

Wir haben durch die guten Ernten niedrige Preise in der Landwirtschaft, was dazu führt, dass Erntemaschinen und Traktoren nicht so gefragt sind. Darüber hinaus haben wir in der Ukraine einen Konflikt in einem sehr stark agrar-orientierten Gebiet. In der Vergangenheit sind sehr viele Gebrauchtmaschinen in diese Märkte geflossen. Neue Traktoren werden aber nicht mehr gekauft, wenn die alten nicht verkauft werden können. Von der Seite her haben wir wirklich ungünstige Zeiten im Moment.

Aber die deutsche Fluidtechnik ist immer innovativ und kommt in neue Projekte hinein. Außerdem läuft der amerikanische Markt glücklicherweise relativ gut. Daher bin ich persönlich der Meinung, dass das Wachstum der Hydraulik 2015 irgendwo um den Null-Punkt herum pendeln wird.


Dieses Interview ist erschienen im Magazin KE next / Ausgabe 4

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